Podologie
Podos = der Fuß (griech.) | logie = Lehre, Wissenschaft (griech.)
Der Fuß
Unsere Füße sind architektonische Wunder aus Gewölbe und Spann. Und es sind Wesen aus tausend ungenutzten Nervenenden, die permanent ruhen, weil besonders wertvolle orthopädische Einlagen ihnen die Arbeit abnehmen.
Der menschliche Fuß besteht aus 26 Knochen, 27 Gelenken, 32 Muskeln und Sehnen, 107 Bändern und 1700 Nervenenden.
Was macht ein Podologe?
Die Tätigkeitsfelder von Podologen sind vielfältig und ergeben sich aus den Gebieten der Inneren Medizin (Diabetologie), Dermatologie, Chirurgie und Orthopädie.
Das Berufsbild des Podologen oder medizinischen Fußpflegers grenzt sich von der kosmetischen Fußpflege ab. Podologen sind qualifiziert, Befunde zu erheben und in enger Zusammenarbeit mit Ärzten therapeutisch zu arbeiten. Krankhafte Veränderungen der Nägel, der Hornhaut, Fehlstellungen im Zehenbereit und Einschränkungen der Fußbeweglichkeit werden von Podologen behandelt.
Dazu gehört auch die Schulung im Fachwissen für Beratungen bezüglich Schuhen, Hygiene im Alltag, Pflegemittel für zu Hause und Bewegungsübungen. Podologen leisten einen wichtigen Beitrag zu vorbeugenden Maßnahmen an Füßen, die von schweren Folgeschäden durch Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, gefährdet sind.
Unterschied kosmetische und medizinische Fußpflege (Podologie)
Kosmetische Fußpflege ist die Ausübung der pflegerischen und dekorativen Maßnahmen am gesunden Fuß. Sie umfasst Teile des Berufes des Kosmetikers. Sie kann erlaubnisfrei ausgeübt werden, die Berufsbezeichnung ist gesetzlich nicht geschützt. Eine Abrechnung Ihres Rezeptes mit den gesetzlichen Krankenkassen ist nicht möglich. Fußprobleme als Folge von Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma fallen dagegen in den Bereich der Podologie.
Podologie bedeutet Heilkundeausübung und ist Ärzten, Heilpraktikern und Podologen vorbehalten. Sie ist als heilberufliche Tätigkeit gesetzlich geregelt und wird auf Grundlage einer ärztlichen Verschreibung durchgeführt und mit den Krankenkassen abgerechnet. Podologen arbeiten eng mit den Ärzten, insbesondere den Fachärzten für Diabetes, zusammen um die infolge der Erkrankung auftretenden Fußprobleme, vor allem Fuß- oder Nagelpilz zu behandeln.
Überblick - die Unterschiede
Kosmetischer Fußpfleger
entfernen Hühneraugen und Hornhaut (ohne krankhafte Ursache, wie Nagelpilz)
fachgerechtes Schneiden und Reinigen der Nägel
machen Fußmassagen und pflegen die Füße
verschönern Füße durch Nagellacke
Podologie
Nagelprothetik (künstlicher Nagelersatz)
Nagelspangenbehandlung (bei eingewachsenen Fußnägeln)
podologische Komplexbehandlung (Hornhautabtragung und Nagelbearbeitung)
podologische Fußuntersuchungen
Spezialtechniken zur Behandlung von Haut- und Nagelerkrankungen
Anlegen von Verbänden, Druck- und Reibungsschutz
Was macht der Diabetes mit den Füßen?
Ein Diabetes kann Nerven und Blutgefäße schädigen, sodass es am Fuß zu schlecht heilenden Wunden und Geschwüren kommt und Gewebe abstirbt. Dies wird „diabetisches Fußsyndrom“ genannt.
Etwa 15 % der Diabetiker entwickeln im Laufe ihres Lebens in Folge ihrer Erkrankung schmerzlose, schlecht heilende Wunden an den Füßen. Dieses Risiko betrifft eine Million Menschen mit Diabetes in Deutschland. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland derzeit 250.000 Diabetiker eine Fusswunde haben. Pro Jahr entsteht bei 4 % der Diabetiker eine neue Wunde.
Was ist ein diabetisches Fußsyndrom/ein diabetischer Fuß?
Bei einem Teil der Betroffenen entsteht der diabetische Fuß durch diabetesbedingte Nervenschäden (diabetische Polyneuropathie). Diese Variante wird auch neuropathischer diabetischer Fuß genannt.
In manchen Fällen sind Gefäßschäden und daraus resultierende Durchblutungsstörungen der Auslöser für den diabetischen Fuß. Dann liegt ein minderdurchbluteter (ischämischer) diabetischer Fuß vor.
Häufig sind jedoch sowohl Nervenschäden als auch Durchblutungsstörungen verantwortlich.
Je länger der Diabetes besteht und je schlechter die Blutzuckerwerte eingestellt sind, desto wahrscheinlicher tritt er auf.
Die Behandlung ist oft langwierig. Im schlimmsten Fall droht eine komplette Amputation von Zehen, Fuß oder dem ganzen Bein.
Wie gut Geschwüre und Verletzungen bei einem diabetischen Fuß abheilen, hängt von ihrer Größe, der Durchblutung des Fußes und dem Ort ab, an dem sie auftreten.
Bei normaler Durchblutung des Fußes heilen kleine Wunden meist gut ab. Komplizierter sind Verletzungen oberhalb der Gelenke, die sich möglicherweise auf das darunter liegende Gewebe ausbreiten.
Grundsätzlich gilt: Je früher ein diabetischer Fuß sowie auftretende Verletzungen erkannt und behandelt werden, desto niedriger ist das Risiko für Komplikationen.
Wie sieht ein diabetischer Fuß aus?
Ein diabetischer Fuß äußert sich individuell unterschiedlich.
Die Geschwüre zeigen sich mal durch rote Flecken oder offene Wunden, bei einigen Patienten blass, bei anderen bläulich oder gerötet. Im allerschlimmsten Fall – wenn das Gewebe bereits abgestorben ist – zeigen sich die betroffenen Stellen schwarz.
Ein diabetischer Fuß wird unterschieden in:
Jeweilige Symptome
Neuropathischer diabetischer Fuß
- Haut meist blass oder bläulich
- Kalte Füße und Puls der Fuß-Arterien nicht tastbar
- Krampfartige Schmerzen nach kurzen Gehstrecken
- Bei ausgeprägter Störung Schmerzen in Ruhe
Ischämischer diabetischer Fuß
- Sensibilität der Hautnerven ist eingeschränkt
- Druckstellen und Schmerzen werden vermindert
wahrgenommen
- Fehlstellungen durch Muskelschwund
- Vermehrt Hornhaut an Druckstellen möglich
Stadien diabetischer Fuß
Grad 0 Risikofuß: Keine Verletzungen aber eventuell Fuß-Deformationen
Grad I Oberflächliche Wunde
Grad II Tiefe Wunde, die bis zur Sehne oder Kapsel reicht
Grad III Tiefe Wunde, die bis zum Knochen oder dem Gelenk reicht
Grad IV Abgestorbenes Gewebe (Nekrose) an Ferse oder Zehen
Grad V Abgestorbenes Gewebe (Nekrose) am gesamten Fuß
Ursachen ischämischer diabetischer Fuß
Bei einem ischämischen diabetischen Fuß sind vor allem die Blutgefäße geschädigt, wodurch die Durchblutung im Fuß beeinträchtigt ist.
Das Übermaß an Zucker im Blut von Diabetes-Patienten verursacht Schäden an der Innenwand der Blutgefäße. Meist sind dabei zuerst die Gefäße der Füße und des Unterschenkels betroffen.
Durch die kontinuierliche Schädigung der Innenschicht der Gefäße verkleinert sich deren Durchmesser. Es fließt weniger Blut durch die Gefäße – das Gewebe wird unzureichend durchblutet. Das hat einen Sauerstoffmangel im Gewebe zur Folge.
Die mangelnde Durchblutung beeinträchtigt auch die Abwehrfunktion des Körpers. Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze haben daher leichtes Spiel: Bereits kleinste Wunden reichen aus, damit Keime in den Körper gelangen und eine Infektion verursachen.
Ursachen neuropathischer diabetischer Fuß
Sind bei einem diabetischen Fuß vor allem die Nervenbahnen durch den erhöhten Blutzucker geschädigt, liegt ein neuropathischer diabetischer Fuß vor. Durch die Nervenschäden bemerken viele Patienten Verletzungen und Wunden am Fuß nicht. Auch Schmerzen, die durch zu enges oder falsches Schuhwerk entstehen, bleiben oft unbemerkt.
Die Nervenschädigung zieht in manchen Fällen zudem Verformungen des Fußes und des Fußskeletts nach sich.
Wie wird ein diabetischer Fuß festgestellt?
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf einen diabetischen Fuß ist ein Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie oder ein spezialisierter Facharzt für Fußchirurgie.
Dieser wird nach Einblick in Ihre Krankenakte und ein ausführliches Gespräch Sie körperlich untersuchen und sich dabei insbesondere die Füße genau ansehen. Der Arzt fühlt zum Beispiel die Haut-Temperatur und den Fußpuls, um Hinweise auf eine mögliche Durchblutungsstörung zu erhalten.
Vorbeugung
Wie kann ein diabetischer Fuß behandelt werden?
Ein diabetischer Fuß lässt sich nur erfolgreich behandeln, wenn die Ursachen behoben werden. In erster Linie gilt es, die Blutzuckerwerte so gut wie möglich einzustellen, damit die Schädigung der Gefäße oder Nerven nicht weiter fortschreitet. Bestehende Nervenschäden lassen sich nicht heilen, Durchblutungsstörungen jedoch mit verschiedenen Maßnahmen verbessern.
Maßnahmen
Blutzucker Einstellung
Ausschalten von Risikofaktoren
Schulung des Patienten
Kontrolle beim Arzt
Tägliche Inspektion der Füße
Langzeitwert HbA1c von unter 6,8 Prozent
Rauchen vermeiden, Bluthochdruck senken, Cholesterinwerte prüfen und behandeln
Schulungen wahrnehmen, dabei wird erlernt, wie sich ein diabetischer Fuß mit der richtigen Fußpflege und einem passenden Schuhwerk verhindern lässt.
Füße und Unterschenkel begutachten lassen
Veränderungen wie Haut-Einrisse, Druckstellen, Hühneraugen oder Nagelveränderungen frühzeitig erkennen
Podologische Therapie
Die podologische Fußpflege beginnt mit einem Fußbad, einer ausführlichen Anamnese, einer Inspektion der Füße. Dann folgt die eigentliche medizinische Fußpflege für Diabetiker.
Dazu gehören:
Darüber hinaus behandelt der Podologe im Rahmen einer Sitzung Fußprobleme wie eingewachsene Nägel oder Pilz-Infektionen.
Wundreinigung
Wunden an Füßen und Unterschenkeln werden nicht nur mit Medikamenten behandelt, sondern auch täglich gereinigt – und zwar von geschulten Fachkräften.
Gegebenenfalls muss dabei abgestorbenes Gewebe abgetragen werden. Die Wunde muss zudem weich gelagert sein, damit keine weiteren Druckstellen entstehen und die Wunde besser heilt.
Geht ein ischämischer diabetischer Fuß mit einer Gefäß-Verengung einher, können diese operativ behoben werden. Wenn die Verengung einen längeren Gefäßabschnitt betrifft, ist möglicherweise eine Bypass-Operation sinnvoll.
Amputation
In sehr schweren Fällen von diabetischem Fuß ist es notwendig, Zehen, Füße oder sogar das gesamte Bein zu amputieren. Dies geschieht erst, wenn alle anderen Therapie-Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
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